Joseph Wölfl
September-October 2009, "Toccata-Alte Musik aktuell" magazine, Germany, Regensburg
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Als der junge Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg seinen Dienst
beim Fürstbischof versah, kam dort Joseph Wölfl im Jahr 1773 zur Welt. Salzburgs Welt war klein und so wundert es nicht, dass der kleine Wölfl bei Mozarts Vater Leopold Klavierunter'richt bekam. Und ein weiterer Lehrer Wölfls wurde Michael Haydn, der Bruder von Joseph Haydn.
Wölfl wurde, bei solchen Lehrern und mit viel Talent gesegnet, zu einem erstklassigen Musiker: Als Pianist trat er mit Beethoven in den Wettstreit, Zeitgenossen berichten vom höchsten Genuss, den solche "Zweikämpfe" ihnen bereiteten. Als Komponist beherrschte er alle Sujets stilsicher und meisterhaft. Und wie Haydn, Mozart oder Beethoven zog es den jungen Wölfl dann nach Wien, der Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, wohin er mit 17 Jahren, also im Jahr 1790 zog. Das alte Reich sollte bald untergehen, gerade einmal noch 13 Jahre Bestand haben und im Habsburger-Donaumonarchie Österreich-Ungarn zur weiteren Blüte finden. Wölfl ging zu Mozart nach Wien; vielleicht verhalt dieser Wölfl zur Stellung beim Grafen Oginski in Warschau. Doch bereits nach fünf Jahren kehrte Wölfl bereits wieder nach Wien zurück. Zusammen mit Emanuel Schikaneder als Librettisten schrieb er seine erste Oper "Der Höllenberg': 1798 heiratete Wölfl die Schauspielerin Therese Klemm und unternahm mit ihr eine große Europatournee, die ihn nach Brünn, Prag, Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Paris führte, wo er schließlich seine Oper Die romanhafte Liebe" inszenierte. 1805 verließ er fluchtartig die Stadt an der Seine, die Gründe liegen im Dunkeln. Er floh nach London, wo er 1812 starb, was man aber nicht recht glauben mochte - ähnlich wie King Elvis musste die Legende weiter leben. Doch Wölfl blieb mausetot, wie der King.
Aus dem schicksalsschweren Jahr 1805 stammen auch die drei Streichquartette Opus 30 Nr.1-3 Es-Dur, C-Dur und D-Dur, die von den vier Solisten des Pratum Integrum Orchestra aus Moskau bei Caro Mitis als Weltersteinspielung aufgenommen haben. Die CD ist "Herrn Bassi Guaita gewidmet"; leider habe ich nicht herausfinden können, warum, wieso und wer dieser Herr ist.
Dafür weiß ich, wer die vier Solisten sind, denen wir diese packende Interpretation zu verdanken haben. Es sind dies Dmitry Sinkovsky (1. Violine), Sergei Filchenko (2. Violine), der Konzertmeister des Pratum Integrum Orchestra in der großen Besetzung, Sergei Tischenko (Viola) und Pavel Serbin (Cello), der Spiritus rector des Pratum Integrum Ensembles. Diese vier Musiker haben alle eine hervorragende Ausbildung genossen, sind Preisträger renommierter Wettbewerbe und beweisen seit Jahren, dass man sie zur Ersten Garde der AIte-Musik-Künstler zählen muss. Aber ihre grenzenlose Musikalität zeichnet sie vor allem aus; damit formen und kreieren sie immer wieder neue musikalische Leckerbissen und springen dabei so mühelos von Stil zu Stil und Epoche zu Epoche, dass einem schwindlig werden könnte. Und immer meint man, jetzt wären sie angekommen, das wäre nun das Feld, das sie weiter beackern sollten, wo sie unglaublich viel zu sagen hätten. Dann kommt die nächste Einspielung und man schüttelt wieder den Kopf ob solcher wundersamer Veränderungen, die mit den Ausführungen so mühelos vonstatten gehen.
Es ist dies hier eine wunderbare, eine traumhaft schön gespielte Einspielung eines großen Musikers der Wiener Klassik. Man musiziert in geradezu idealer Weise, ausgewogen, mit entwaffnender Grazie und Leichtigkeit. Ich bin schon gespannt, wohin die weitere Reise von Pratum Integrum führt. Man darf sehr gespannt sein!
Robert Strobl
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