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November-December 2008, "Toccata-Alte Musik aktuell" magazine, Germany, Regensburg
http://promusicaantiqua.de/

Es gibt gute Nachrichten aus Moskau: Das Pratum Integrum Orchestra legt eine neue CD vor! Diesmal spielen die jungen Russen "Symphonies Et Ensembles" von Johann Christian Bach (1735-1782) ein und zwar die Sinfonia concertante G-Dur für Oboe, Violine, Viola, Cello und Orchester C 45; T 286/4, das Quartett G-Dur für Violine, zwei Celli und Clavier, op.2 B 66; T 310/9, das Sextett C-Dur für Oboe, zwei Hörner, Violine, Cello und Clavier, op.3 B 78; T302/1 und die Sinfonie g-moll, op.6 Nr.6 C 16a; T276/3, wobei die Sinfonia concertante eine Weltersteinspielung darstellt.
Johann Christian Bach ist der jüngste Sohn Johann Sebastian Bachs. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, dem Halleschen (Wilhelm Friedemann), dem Bückeburger (Johann Christoph Friedrich) und dem Berliner oder Hamburger (Carl Philipp Emanuel), machte der Junior eine internationale Karriere als Mailänder oder Londoner Bach. Und nachdem er die britische Hauptstadt London erobert hatte stieg seine Reputation als Musiker zu "einem der einflussreichsten Musiker der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts", wie Irina Susidko und Olga Puzko im Booklett schreiben. Wenn man damals in Europa vom "berühmten Bach" sprach, dann meinte man diesen Sohn und nicht den Vater Bach. Carl Philipp Emanuel Bach genoss übrigens wenigstens in deutschen Landen ebenfalls diesen Ruf.
Johann Christian wurde in Leipzig geboren, der Papa war gerade 50 Jahre alt geworden. Der Junior lernte wie seine Brüder Cembalo und Orgel und machte derartige Fortschritte, dass der Vater, tief beeindruckt, den zweiten Band des Wohltemperierten Claviers schrieb - so lautet die überlieferung. Und Junior erbte drei Cembali des Vaters. Nach des Vaters Tod ging Johann Christian zu seinem älteren Bruder Carl Philipp Emanuel nach Berlin an den Hof Friedrichs 11., des Großen, und ließ sich vom älteren weiter im Clavierspiel und der Komposition unterweisen. Nach fünf Jahren in Berlin zog es ihn dann nach Italien, wo er sich in Mailand niederließ und oft nach Bologna zu Padre Martini reiste.
1760 erhielt er die Stelle als zweiter Organist in der Kathedrale Mailands, wofür er sogar seine Konfession wechselte und zum katholischen Glauben übertrat. Er komponierte Kirchenmusik und Opern, die ihn in Italien berühmt machten und ihm einen Auftrag für das Königliche Theater in London einbrachte. Und nachdem Ihre Königlichen Hoheiten Bachs Oper "Orione" besucht hatten, bot man dem Künstler eine Stelle am englischen Hof an. Bach kam sofort und ließ sich zusammen mit Carl Friedrich Abel dort nieder.
Aus seinem CEuvre, ungefähr 400 Werke in fast allen damals existierenden Genres, hat sich Pratum Integrum u.a. als Eltersteinspielung die Sinfonia concertante G-Dur ausgesucht. Sie wurde 1776 im Saal am Hanover Square uraufgeführt. Ihre Partitur wurde bis zum Zweiten Weltkrieg in der Königlich Preußischen Bibliothek aufbewahrt, danach galt sie als verloren. Im Jahre 2004 aber wurde die Partitur bei Inventarisierungsarbeiten in den Beutekunst-Beständen der Handschriftenabteilung des Zentralen Glinka-Museums für Musikkultur vom Moskauer Musikwissen­schaftier Pavel Luzker entdeckt und identifiziertnun kann man sie wieder hören.
Und wie man sie hören kann! Natürlich kennen und lieben wir Pratum Integrum Orchestra schon seit einiger Zeit für die Raffinesse, mit der es Musik interpretiert. Alles scheint so spielerisch, so entwaffnend locker und leicht, so unangestrengt bei ihnen von der Hand zu gehen. Man muss einfach staunen, ob dieser besonderen Gabe! Natürlich steckt dahinter eine profunde und harte Ausbildung, Moskau ist dafür berühmt und berüchtigt. Und natürlich verbirgt sich auch Genialität hinter dieser locker-flockigen Fassade. Was mich so verstört, ist die Tatsache, dass so viele Begnadete hier in diesem Orchester zusammenkommen. Doch hören Sie selbst!

Robert Strobl

 


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